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Die österreichische Bürgerkarte

Einführung


Dokumenteninformation

Bezeichnung

Einführung in die österreichische Bürgerkarte

Kurzbezeichnung

Einführung

Version

1.2.0

Datum

14. 05. 2004

Dokumentklasse

Erläuterung

Dokumentstadium

Empfehlung

Kurzbeschreibung

Das vorliegende Dokument gibt eine Einführung in die österreichische Bürgerkarte.

Autoren

Arno Hollosi
Gregor Karlinger

Arbeitsgruppe

Bundeskanzleramt, Stabsstelle IKT-Strategie des Bundes, Technik und Standards

©

Diese Spezifikation wird von A-SIT und dem Bundeskanzleramt zur Verfügung gestellt. Die Verwendung ohne Modifikation ist unter Bezugnahme auf diese Copyright-Notiz zulässig. Eine Erweiterung der Spezifikation ist erlaubt, jedoch muss dies eindeutig gekennzeichnet sein, und es muss die erweiterte Spezifikation frei zur Verfügung gestellt werden.


Inhalt

  1. Modell
  2. Befehle
    1. Signatur
    2. Verschlüsselung
    3. Hashwerte
    4. Datenspeicher
  3. Spezifikationen
    1. Einführung
    2. Applikationsschnittstelle Security-Layer
    3. Standardisierte Key- und Infoboxen
    4. Minimale Umsetzung des Security-Layers
    5. Transportprotokolle Security-Layer
    6. Anforderungen an die Benutzer-Schnittstelle
    7. Zugriffsschutz
    8. Standard-Anzeigeformat
    9. Fehlercodes Security-Layer
    10. Errata
  4. Erläuterungen
    1. Tutorium

1 Modell

Vorbemerkung: Zur besseren Lesbarkeit wurde in diesem Dokument auf geschlechtsneutrale Formulierungen verzichtet. Die verwendeten Formulierungen richten sich jedoch ausdrücklich an beide Geschlechter.

Die Bürgerkarte ist ein Modell, dass eine Reihe von unterschiedlichen Funktionen für die sichere Abwicklung von E-Government und E-Commerce zur Verfügung stellt. Im Wesentlichen können mit der Bürgerkarte elektronische Signaturen über elektronische Dokumente angefertigt und überprüft, elektronische Dokumente ver- und entschlüsselt, Hashwerte über elektronische Dokumente berechnet und überprüft, sowie Daten in einen Datenspeicher geschrieben sowie von diesem gelesen werden.

Das Modell Bürgerkarte

Das Bild zeigt die bei einer Verwendung der Bürgerkarte Beteiligten. Es sind dies die Bürgerkarten-Umgebung, welche die oben erwähnten Funktionen kapselt, der Bürger, der diese Funktionen verwendet, sowie die Applikation, welche die Bürgerkarten-Umgebung so ansteuert, dass der Bürger die Funktionen bequem verwenden kann.

Außerdem erwähnt das Bild zwei Schnittstellen, deren detaillierte Beschreibung die Hauptaufgabe der vorliegenden Spezifikationen ist: Die Benutzer-Schnittstelle regelt die Kommunikation zwischen dem Bürger und der Bürgerkarten-Umgebung, während die Schnittstelle Security-Layer die Interaktion zwischen der Applikation und der Bürgerkarten-Umgebung festschreibt.

Das nachfolgende Glossar beschreibt die Schnittstellen und Beteiligten im Detail.

Bürgerkarte
Laut [E-GovG], §10 ZI 10 ist die Bürgerkarte "die unabhängig von der Umsetzung auf unterschiedlichen technischen Komponenten gebildete logische Einheit, die eine elektronische Signatur mit einer Personenbindung (§ 4 Abs. 2) und den zugehörigen Sicherheitsdaten und –funktionen sowie mit allenfalls vorhandenen Vollmachtsdaten verbindet". Im Sinne der in den Spezifikationen zur österreichischen Bürgerkarte gebrauchten Terminologie ist die Bürgerkarten-Umgebung die Implementierung der logischen Einheit Bürgerkarte.
Bürgerkarten-Umgebung
Jenes Programm bzw. jener Dienst, der die Funktionalität der Bürgerkarte zur Verfügung stellt. Grundsätzlich vorstellbar ist die Ausführung als Programm, das lokal am Rechner des Bürgers läuft (lokale Bürgerkarten-Umgebung), oder als serverbasierter Dienst, der über das Internet angesprochen wird (serverbasierte Bürgerkarten-Umgebung). Die Interaktion mit diesem Programm bzw. Dienst wird über zwei Schnittstellen abgewickelt: Über die Benutzer-Schnittstelle sowie über den Security-Layer.
Applikation
Jenes Programm, das Anfragen an die Bürgerkarten-Umgebung über den Security-Layer richtet und die entsprechenden Antworten entgegennimmt und auswertet.
Benutzer-Schnittstelle
Jene Schnittstelle, über die der Bürger mit der Bürgerkarten-Umgebung kommuniziert. Über diese Schnittstelle wird einerseits die Benutzerinteraktion abgewickelt, die gegebenenfalls zur Abwicklung eines Befehls des Security-Layers notwendig ist (z.B. die Anzeige eines zu signierenden Dokuments beim Befehl zur Erzeugung einer XML-Signatur); andererseits kann der Bürger über diese Schnittstelle seine Bürgerkarten-Umgebung nach seinen persönlichen Bedürfnissen konfigurieren (z.B. kann er Einstellungen zum Zugriffsschutz auf seine Infoboxen verändern). Die Vorgaben an die Benutzer-Schnittstelle sind in Anforderungen an die Benutzer-Schnittstelle geregelt.
Bürger
Jene Person, die die Funktionen der Bürgerkarten-Umgebung für die sichere Abwicklung von E-Government oder E-Commerce verwenden möchte. Die Ansteuerung der Bürgerkarten-Umgebung erfolgt in der Regel nicht durch den Bürger selbst, sondern durch die Applikation, welche die E-Government oder E-Commerce Anwendung repräsentiert.
Security-Layer
Jene Schnittstelle, über die die Applikation mit der Bürgerkarten-Umgebung kommuniziert. Das genaue Protokoll, das über diese Schnittstelle gesprochen werden kann, wird in Applikationsschnittstelle Security-Layer spezifiziert. Die möglichen Bindungen dieses Protokolls an Transportschichten wie HTTP oder TCP wird in Transportprotokolle Security-Layer geregelt.

2 Befehle

Dieser Abschnitt gibt einen Überblick über die Funktionen, welche die Bürgerkarten-Umgebung zur Verfügung stellt. Die Funktionen lassen sich im Wesentlichen in vier große Bereiche unterteilen:

  1. Erstellen und Prüfen von elektronischen Signaturen;
  2. Verschlüsselung und Entschlüsselung von elektronischen Dokumenten;
  3. Berechnung und Überprüfung von Hashwerten über elektronische Dokumente;
  4. Lesen und Schreiben von Daten aus einem bzw. in einen Datenspeicher.

2.1 Signatur

Der Bürger kann mit Hilfe der Bürgerkarten-Umgebung sowohl elektronische Dokumente signieren, als auch bestehende Signaturen über elektronische Dokumente prüfen.

Ein sehr wesentliches Merkmal der Bürgerkarten-Umgebung ist in beiden Fällen die Möglichkeit, dass der Bürger sich die gegenständlichen elektronischen Dokumente anzeigen lassen kann: Bei der Erstellung einer elektronischen Signatur kann er zuvor genau kontrollieren, welche Daten er tatsächlich unterschreibt. Bei der Überprüfung einer bestehenden Signatur kann der Bürger exakt feststellen, welche Daten durch die überprüfte Signatur gesichert sind.

Bietet eine Bürgerkarten-Umgebung eine sichere Signatur nach [SigG] bzw. eine nach [E-GovG] damit befristet gleichgestellte Verwaltungssignatur an, so kapselt sie damit auch sämtliche gesetzliche Verantwortlichkeiten dieser beiden qualifizierten Arten einer elektronischen Signatur. So befinden sich beispielsweise die für eine Erstellung einer sichere elektronische Signatur gesetzlich vorgeschriebene, zertifizierungspflichtige Signaturerstellungseinheit bzw. die dafür ebenfalls gesetzlich normierte, bescheinigungspflichtige Anzeigeeinheit innerhalb der Bürgerkarten-Umgebung. Dies hat für Entwickler von Applikationen den großen Vorteil, dass sie sich beim Design einer Applikation nicht um solche gesetzliche Vorgaben kümmern müssen.

2.2 Verschlüsselung

Der Bürger kann mit Hilfe der Bürgerkarten-Umgebung sowohl eigene elektronische Dokumente für beliebige Empfänger verschlüsseln, als auch bestehende, verschlüsselte Dokumente mit Hilfe eines der in der Bürgerkarten-Umgebung vorrätigen Entschlüsselungs-Schlüssels entschlüsseln.

2.3 Hashwerte

Der Bürger kann mit Hilfe der Bürgerkarten-Umgebung sowohl einen Hashwert für ein elektronisches Dokument berechnen, als auch einen bestehenden Hashwert über ein elektronisches Dokument prüfen.

2.4 Datenspeicher

Die Bürgerkarten-Umgebung stellt dem Bürger einen Datenspeicher zum Lesen und Schreiben beliebiger Daten zur Verfügung, die für E-Government oder E-Commerce Verfahren benötigt werden.

In den vorliegenden Spezifikationen ist der Datenspeicher in logische Einheiten gegliedert, die als Infoboxen bezeichnet werden. Im Datenspeicher können Infoboxen neu angelegt, gelesen, verändert und gelöscht werden.

Jedenfalls in der Bürgerkarten-Umgebung sind eine Reihe von standardisierten Infoboxen. So können beispielsweise die zu den in der Bürgerkarten-Umgebung vorrätigen Signatur- bzw. Verschlüsselungsschlüsseln zugehörigen Zertifikate ausgelesen werden. Ebenfalls über Infoboxen kann auf die im E-GovG normierten Datensätze Personenbindung und Vollmachten zugegriffen werden.

Die vorliegenden Spezifikationen machen bewusst keine Angaben zum physikalischen Ort, an dem die Daten des Datenspeichers. Vorstellbar sind mehrere Möglichkeiten, wobei diese Möglichkeiten durchaus miteinander zu einem gemeinsamen logischen Datenspiecher kombiniert werden können, z.B.:

Da es sich bei den im Datenspeicher abgelegten Infoboxen durchaus auch um sensible Informationen handeln kann, legen die vorliegenden Spezifikationen entsprechende Anforderungen an die Aufbewahrung sowie an den Zugriffsschutz fest.

3 Spezifikationen

Dieser Abschnitt gibt einen Überblick über die einzelen Spezifikationsdokumente zur österreichischen Bürgerkarte. Alle diese Dokumente haben normativen Charakter.

3.1 Einführung

Das vorliegende Dokument. [weiter ...]

3.2 Applikationsschnittstelle Security-Layer

Dieses Dokument beschreibt die Schnittstelle Security-Layer, über die eine Applikation die in der Bürgerkarten-Umgebung verfügbaren Funktionen ansteuern kann. Die Schnittstelle normiert eine Reihe von Befehlen; jeder Befehl gehorcht einem einfachen Anfrage/Antwort Schema, d.h. die Applikation stellt eine Anfrage an die Bürgerkarten-Umgebung, und die Bürgerkarten-Umgebung antwortet nach der Abarbeitung des Befehls (und gegebenenfalls Interaktion mit dem Bürgerüber die Benutzer-Schnittstelle) mit der entsprechenden Antwort an die Applikation. [weiter ...]

3.3 Standardisierte Key- und Infoboxen

Dieses Dokument normiert die Bezeichner für die jedenfalls vorhandenen Keyboxen und Infoboxen.

Eine Keybox bezeichnet einen in der Bürgerkarten-Umgebung vorrätigen Schlüssel, der für die Erstellung von elektronischen Signaturen und/oder die Entschlüsselung von elektronischen Daten zur Verfügung steht. Über den Keybox-Bezeichner wird in den entsprechenden Befehlen des Security-Layer festgelegt, welcher Schlüssel für die Signaturerstellung bzw. Entschlüsselung verwendet werden soll.

Eine Infobox bezeichnet eine in der Bürgerkarten-Umgebung abgelegte Datensammlung, auf die mit Befehlen des Security-Layer lesend und verändernd zugegriffen werden kann. Über den Infobox-Bezeichner wird in diesen Befehlen festgelegt, welche Datensammlung angelegt, gelesen, verändert oder gelöscht werden soll. [weiter ...]

3.4 Minimale Umsetzung des Security-Layers

Dieses Dokument legt fest, welche Befehle des Security-Layers von einer Bürgerkarten-Umgebung jedenfalls implementiert sein müssen. Weiters enthält es Profile der von den Befehlen zur Signaturerstellung, Signaturprüfung, Verschlüsselung und Entschlüsselung verwendeten Signaturformaten, Regelungen zur Anzeigekomponente der Bürgerkarten-Umgebung, sowie Anforderungen an die Auflösung von in den einzelnen Befehlen vorkommenden URLs. [weiter ...]

3.5 Transportprotokolle Security-Layer

Die Schnittstelle Security-Layer kann über unterschiedliche Transportprotokolle angesprochen werden. Dieses Dokument beschreibt die Bindung des Security-Layers an die Transportprotokolle TCP, TLS, HTTP und HTTPS. [weiter ...]

3.6 Anforderungen an die Benutzer-Schnittstelle

Für die Abarbeitung einer Reihe von Befehlen des Security-Layers ist eine Kommunikation der Bürgerkarten-Umgebung mit dem Bürgerüber die Benutzer-Schnittstelle notwendig, beispielsweise im Falle der Signaturerstellung die Anzeige der zu signierenden Daten sowie das Auslösen der Siganturfunktion durch den Bürger. Dieses Dokument legt die Anforderungen an diese Benutzer-Schnittstelle für die einzelnen Befehle fest. [weiter ...]

3.7 Zugriffsschutz

Die Ausführung bzw. das Resultat der meisten Befehle des Security-Layers ist schützenswert. Das bedeutet, dass nicht jede beliebige Applikation jeden Befehl des Security-Layers ausführen, bzw. auf das Resultat der Befehlsausführung zugreifen darf. Dieses Dokument spezifiziert eine jedenfalls von einer Bürgerkarten-Umgebung einzuhaltenden Zugriffsschutz. Dazu wird zunächst eine Klassifizierung der Authentifizierung der zugreifenden Applikation vorgenommen. Ausgehend von dieser Klassifizierung werden Regeln definiert, die festlegen, ob eine Applikation letztendlich einen Befehl ausführen darf oder nicht. [weiter ...]

3.8 Standard-Anzeigeformat

Wesentlich für die Akzeptanz der Bürgerkarte ist es, dass alle am Markt verfügbaren Bürgerkarten-Umgebung zumindest ein gemeinsames Dokumenten-Format in ihrer Anzeigekomponente (die beispielsweise zur Anzeige der zu signierenden Daten bei der Signaturerstellung verwendet wird) verarbeiten können. Dieses Format sollte entsprechende Möglichkeiten zum Layout sowie zur Einbindung von Bildern haben, dabei aber trotzdem prinzipiell als Anzeigeformat für sichere Signaturen geeignet sein. Dieses Dokument spezifiziert ein solches Dokumenten-Format basierend auf XHTML und CSS2. [weiter ...]

3.9 Fehlercodes Security-Layer

Kann ein Befehl aus irgendeinem Grund von der Bürgerkarten-Umgebung nicht abgearbeitet werden, antwortet sie der Applikation anstatt mit der zur Anfrage zugehörigen Antwort mit einer eigens spezifizierten Fehler-Antwort. Dieses Dokument spezifiziert die in dieser Fehler-Antwort mitgelieferten Fehlercodes. [weiter ...]

3.10 Errata

Dieses Dokument listet die bekannten Errata in den Spezifikationen zur österreichischen Bürgerkarte ab der Version 1.1.0. Mit dem Erscheinen eines der Spezifikationsdokumente mit einer höheren Versionsnummer werden die bis zu diesem Erscheinungsdatum gelisteten Errata in die aktualisierte Spezifikation eingearbeitet, sämtliche Errata bleiben jedoch in diesem Dokument weiter gelistet. Sobald ein Erratum in dieses Dokument eingetragen wurde, gilt er - falls anwendbar - im Sinne der im Eintrag angeführten Korrektur als behoben. [weiter ...]

4 Erläuterungen

Dieser Abschnitt gibt einen Überblick über die weiteren Dokumente zur österreichischen Bürgerkarte. Diese Dokumente enthalten Erläuterungen haben lediglich informativen Charakter.

4.1 Tutorium

Dieses Dokument enthält ein Tutorium für Entwickler von Applikationen. Es finden sich darin Beispiele für alle Befehle des Security-Layers, als auch mehrstufige Abläufe für gängige Anwendungsfälle der Bürgerkarte. [weiter ...]

5 Referenzen

E-GovG
BGBl. I Nr. 10/2004.
SigG
BGBl I Nr. 190/1999 idF BGBl I Nr. 152/2001.

6 Historie

Datum Version Änderungen
14. 05. 2004 1.2.0
  • Neu erstellt.
31. 08. 2002 1.1.0
  • Diverse editorielle Verbesserungen.
25. 02. 2002 1.0.0
  • Erstellt.